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Berichte über Hypnose


Berichte über Hypnose

Postby Melanie » Tue 28. Aug 2012, 11:38

Kölnische Rundschau
Die Kraft des Unterbewusstseins
Erstellt 21.08.2012
Patienten sprechen von einem „Ich-losen“ Gefühlt während der Hypnose. Foto: dpa
Manche störenden Dinge sind schwer zu ändern - vor allem, wenn sie über Jahre hinweg zu festen Abläufen geworden sind. Hypnose kann dem Patienten helfen, schlechte Gewohnheiten dauerhaft abzulegen. Von Michael Aust
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Gezackte Ringe in psychdelischen Farben sind das erste, was Besucher im Sprechzimmer von Dr. Reza Schirmohammadi erwartet. Die Muster flimmern als Bildschirmschoner über den Laptop auf dem Schreibtisch des Kölner Hypnotherapeuten. Auf dem Computer zeige er Patienten oft eine Präsentation, um ihnen das Wesen der Hypnose zu erklären, sagt Schirmohammadi. Schwer vorstellbar, dass ein Orthopäde einem Patienten erst einen Vortrag über das Knochengerüst hält, bevor er mit der Behandlung beginnt. Für einen Hypnotherapeuten ist so viel Transparenz offenbar nötig.

"Das ist Hokuspokus, lassen Sie die Finger davon - so haben Kollegen reagiert, als ich mich im Medizinstudium in den 70er Jahren mit Hypnose beschäftigt habe", sagt Reza Schirmohammadi.

Trance stattt Narkose

Er sitzt im Sprechzimmer seiner Praxis in Köln-Fühlingen, ein zuvorkommender 66-Jähriger mit festem Händedruck, der genau jene sonore, einnehmende Stimme hat, die man sich von einem Bühnenhypnotiseur erwartet. Dabei ist er das genaue Gegenteil eines Show-Scharlatans: Bevor Schirmohammadi in Köln eine naturheilkundliche Praxis eröffnete, war er lange Jahre Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie in einer Klinik in Schleiden in der Eifel. In Deutschland war der gebürtige Perser einer der Ersten, die es wagten, Patienten während einer Operation in Trance zu versetzen statt in Narkose. Ende der 1970er Jahre war das, und Schirmohammadi in der Ausbildung an der Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover.

"Ein Patient wurde an der Kniekehle operiert. Weil die Operation länger dauerte, drohte die lokale Betäubung nachzulassen", erinnert er sich. Er habe den Patienten dann mit dessen Einwilligung hypnotisiert und "schmerzfrei gemacht". Damals, lange bevor die Hypnose 2006 von der Bundesärztekammer wissenschaftlich anerkannt wurde, belächelten viele Kollegen Schirmohammadis Interesse für Suggestionslehren. Heute ist er ein gefragter Experte - und vermutlich der bekannteste Hypnotherapeut Kölns. Viele Menschen kennen ihn aus dem Fernsehen, wo er regelmäßig über die Möglichkeiten der Hypnose informiert.

Dem TV-Moderator Ranga Yogeshwar stach er einmal vor laufender Kamera eine Nadel durch die Hand, ohne dass dieser auch nur mit der Wimper zuckte - Schirmohammadi hatte ihn vorher hypnotisiert. In einer anderen Sendung ist zu sehen, wie er einer Patientin Sätze wie "Ihr Mund wird taub" vorspricht. Danach setzt eine Zahnärztin den Bohrer an und die Patientin bleibt entspannt - ohne Narkose. Von Nicole Plöger gibt es kein solches Video. Aber es gibt Fotos, die ihren Behandlungserfolg belegen. Die 37-Jährige, die als Einkäuferin in einem Handelskonzern arbeitet, hat sie vor sich auf dem Tisch in einem Kölner Café ausgebreitet. Zwischen den Bildern und heute liegen sieben Monate und 23 Kilo. So viel Gewicht hat Nicole Plöger seit ihrer Hypnotherapie verloren. 93 Kilo habe sie gewogen, sagt Plöger, und nach 15 Jahren Übergewicht endlich abnehmen wollen. "Aber für Diäten fehlte mir immer die Willenskraft." Auf Hypnose brachte sie ein Tipp ihrer Schwester: "Ich dachte: Versuchst du es mal."

Im Dezember 2011 sitzt Nicole Plöger vor dem flimmernden Laptop von Dr. Schirmohammadi. Zunächst bespricht der Arzt mit ihr eine Liste von Lebensmitteln, die nicht mehr auf ihrem Speiseplan stehen sollten. "Danach habe ich mich auf eine Liege gelegt. Er ließ leise Entspannungsmusik laufen und sagte immer wieder: Lassen Sie sich fallen", erinnert sie sich. "Ich habe einfach seiner beruhigenden Stimme vertraut." Nur zwei Sitzungen braucht die Kölnerin. Schirmohammadi verschreibt eine Diät und erteilt ihr unter Hypnose die Anweisung, sich an die neuen Essensregeln zu halten. Außerdem bespricht er eine CD mit Suggestionen zum Nachhören für zu Hause. Heute, sieben Monate später, hat Plöger sieben Säcke Kleidung aussortiert, isst kaum noch Süßes und wiegt 70 Kilo. "So komisch das klingt: Abnehmen ist mir nach der Hypnose nicht schwergefallen", sagt sie Hunderte wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Trance-Therapie offenbar gegen viele Beschwerden helfen kann - wenn auch im Fall des Abnehmens bislang unklar ist, wie lang der Effekt anhält. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse von knapp 10 000 Patienten in kontrollierten Therapiestudien zeigt, dass Hypnotherapie trotz kurzer Behandlungszeiten bei Diagnosen von chronischen Schmerzen über Nikotinsucht bis zu Schlafstörungen effektiv ist. "Die Frage ist: Wie schafft die Hypnose das?", sagt Prof. Dirk Revenstorf, Psychologe an der Uni Tübingen und Autor der Überblicksanalyse. Bis ins Detail erklären kann die Schulmedizin solche Erfolge noch nicht.

Eine Art "Ich-loser Zustand"

Sicher ist, dass die Trance ein Bewusstseinszustand ist, in dem Menschen besonders aufnahmefähig sind. Trance sei eine Art "Ich-loser Zustand", erklärt Revenstorf: "Das bedeutet, dass der Patient Suggestionen annehmen kann, ohne sie auf Übereinstimmung mit seinem Selbstbild zu überprüfen." Wer mit dem Rauchen aufhören will, dem kommen normalerweise schnell Gründe in den Sinn, warum das nicht klappt. "In Trance fehlt dieses kritische Denken", sagt Revenstorf. Deshalb schleifen sich neue Selbstbilder besser ein.

Ist man unter Hypnose also fremdbestimmt? "Niemand ist unter Hypnose willenlos", ist auf der Webseite der Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose zu lesen. "Die Psyche des Menschen verfügt über natürliche Schutzmechanismen, die sofort aktiv werden, sobald der Hypnotisierte spürt, dass er manipuliert wird." Auch Reza Schirmohammadi sagt, man könne Patienten nur das suggerieren, was diese auch selber wollen. Er erklärt die Wirkung von Hypnose mit dem Begriff des Unbewussten: "Automatisierte Verhaltensweisen, die im Unterbewusstsein gespeichert sind, lassen sich mit Hypnose verändern", ist der Arzt überzeugt. Viele dieser Automatismen seien praktisch - Auto fahren etwa müsse man nicht immer neu lernen. Manche aber würden wir gern loswerden, Rauchen etwa oder eine Spinnenphobie. "Da setzt die Hypnose an", sagt Schirmohammadi.

In einer Sitzung wird ein Patient mittels bestimmter Techniken - Induktionen genannt - zunächst in Trance versetzt. Anschließend versucht der Therapeut, durch vorab besprochene Suggestionen das unerwünschte Verhaltensprogramm zu überschreiben. Dafür werden sogenannte direkte oder indirekte Suggestionen verwendet. Direkt ist etwa der Satz: "Rauchen ist mir gleichgültig." Indirekte Suggestionen führen das Unterbewusste über Umwege zum Ziel: "Ich sage zum Beispiel: Stellen Sie sich eine Hütte am Strand vor, in der eine geliebte Person schläft", erklärt Schirmohammadi. "Auf dem Dach der Hütte brennt ein Holzstab. Brennt er ab, steht die Hütte in Flammen - und die geliebte Person ist in Lebensgefahr." Ein solches Bild für die Schädlichkeit des Rauchens brenne sich ein, weshalb das Unterbewusste den nächsten Griff zur Zigarette mit einem unguten Bauchgefühl quittiere. "Mir wurde regelrecht übel, wenn ich in der Kantine an fettem Essen vorbeikam", bestätigt Nicole Plöger. Die Medizin tut sich mit dem schwammigen Begriff des "Unbewussten" schwer. Die Ergebnisse der Hirnforschung stützen die Beobachtung, dass die Trance ein besonderer Zustand ist. So konnten britische Wissenschaftler zeigen, dass die Neuronen jener Hirnregion, die bei bildlicher Vorstellung aktiv ist, in Trance aktiver sind. Außerdem kommunizieren in Trance bestimmte Hirnregionen, die für die Verarbeitung von Schmerzreizen zuständig sind, nur eingeschränkt, weshalb im hypnotisierten Zustand Schmerzsignale geradezu "verloren" gehen. Reza Schirmohammadi kennt diese Studien. Auch wenn er von der Heilwirkung der Hypnose überzeugt ist, sei er weit davon entfernt, sie als allein seligmachende Universaltherapie zu empfehlen, sagt der Mediziner. "Wer akute Schmerzen hat, braucht zunächst eine schulmedizinische Diagnostik - keine Diskussion." Auf der anderen Seite könnte der Einsatz von Hypnose dem Gesundheitssystem viel Geld sparen, etwa durch die Reduzierung von Narkosemitteln. Warum ist Hypnotherapie eigentlich noch keine reguläre Kassenleistung? "Das ist eine bürokratische Geschichte", sagt Schirmohammadi und lächelt. Er sieht aus wie ein Mensch, der gelernt hat, tiefenentspannt zu sein.
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Fernsehbericht

Postby Melanie » Tue 28. Aug 2012, 12:21



ARD extra, Gesundheit
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