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Lass die Liebe zu deiner Natur werden


Lass die Liebe zu deiner Natur werden

Postby Connie » Thu 6. Sep 2012, 19:19

Lass die Liebe zu deiner Natur werden

Wenn du liebst – und damit meine ich nicht dieses inflationäre, konsumartige Händchen Halten, das Bussi-Bussi und Fummel-Zeugs, sondern diese tiefe, ungeheure Gewissheit der Hingabe an den Anderen, die jede Zelle, jeden Partikel deines Seins erfüllt mit dem Mut zu allem –, dann erlangst du Macht FÜR, nicht ÜBER etwas. Du erlangst zum ersten Mal in deinem Lebe
n wahre Macht, denn alles andere war keine Macht, sondern bloß Machtlosigkeit. Deshalb musstest du festhalten, deshalb musstest du zwingen, deshalb musstest du unterdrücken, bestimmen und kontrollieren – weil du machtlos warst, weil du nicht in der Liebe warst. Wenn du aber liebst, dann hast du Macht, wunderschöne, heilige Macht. Ich meine jene Macht, dich über dich selbst zu erheben, ich spreche von der unbändigen Kraft, deren Ursprung dir ein Mysterium ist, die dich trägt wie eine warme, unendlich rollende Woge des Ozeans, weil du plötzlich geben kannst, weil du gewähren kannst, weil du fähig geworden bist, nichts mehr zu fordern – weil du die Ewigkeit entdeckt hast.

– Wenn du also liebst, dann schenkst du dem Menschen, den du liebst, alles. Du weißt um das ewige Band zwischen euren Seelen, du bist dir der heiligen Verbindung voll und ganz bewusst. Du gewährst dem Menschen jeden Raum, lässt ihn kommen und gehen, selbst wenn es manchmal schwierig ist, weil Jahre zwischen den Begegnungen liegen mögen und dich daher hin und wieder das Sehnen überkommt. Und gerade deshalb, weil du alle Schwierigkeiten bewältigst, erkennst du die Kraft deiner Liebe. Du akzeptierst jeden Fehltritt, gönnst dem Geliebten jedwede Freude, sogar jene, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten, denn du hast erkannt, dass man dir dadurch nichts nimmt. Du forderst von diesem Menschen nichts mehr für dich selbst, denn alles, was du dem Menschen gibst, den du liebst, gibst du in Wahrheit auch dir selbst – durch ihn.

Das ist es, wenn ich das Wort "Liebe" gebrauche, das ist die Ebene, wo ich meine Begegnungen pflege, und ich weigere mich, auch nur einen Stufe tiefer zu gehen, um es "Liebe" zu nennen. Dort bin ich und dort ist auch sie. Wenn wir beide dort nicht sind, dann sind wir nicht in der Liebe für den anderen, sondern im egoistischen Besitzdenken, im Anhaften an die Illusion des Du-bist-Mein. Der Mensch, den ich liebe, der soll niemals Mein sein – er muss sich selbst gehören dürfen, ich muss mir selbst gehören dürfen, damit es Liebe sein kann. Ist es das nicht, dann will ich nicht von Liebe sprechen.

Auf dieser Ebene einem Menschen zu begegnen, ist ein Akt höchster Befreiung, es ist ein Akt höchster Selbstlosigkeit, und erst dort, wo Selbst und Selbst verschwinden, kann Eins entstehen, erst dann sind Yin & Yang zu Yinyang geworden, erst dann hat sich die Verschmelzung vollzogen.
Liebe kennt keine Grenzen, Liebe ist immer und ausschließlich jenseits aller Grenzen, denn nur dort kann sie sein.
Loslassen ist der Humus für die Blüte der Liebe. In der leeren Hand findet die zweite Hand Heimat, doch um regelmäßig heimkehren zu können, muss das Gehen gestattet sein. Loslassen und Liebe beginnen beide mit einem L wie Leichtigkeit und Leben – lasse los, lebe leicht und die Liebe wird zu deiner Natur.

text: David Peterson Pauswek - Der Andersmensch, © 2012
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